Am vergangenen Wochenende waren zwei Radsportler vom Chemnitzer Automobil- und Motorradsportclub e.V. im ADMV beim 24 Stunden-Mountainbike-Rennen am Stausee Oberrabenstein aktiv.
Bericht von Ronny Schubert: „Und hier nun der Rückblick auf mein wohl anstrengendstes Heavy aller Zeiten. Anstrengend nicht nur von der körperlichen, also muskulären Seite sondern vielmehr vom Kopf her. Je näher das Rennen kam, desto schlechter wurde die Wettervorhersage. Anfang der Woche sah es zwar recht kühl, aber wenigstens noch trocken fürs Wochenende aus. Doch daraus wurde nichts.
Das es dann kurz vorm Start anfing zu regnen und auch die App keine sichtbare Verbesserung vorhersagte, ließ schlimmes erahnen. Gestartet wurde mit Mario Göckeritz im Zweier für unseren Verein, der SV IKA Chemnitz e.V.
Über die gesamten 24h gesehen war es für mich alles andere als spaßig und ich musste doch sehr gegen meinen inneren Schweinehund kämpfen, welcher mir ständig den Gedanken ans Aufgeben schmackhaft machen wollte. Besonders kurz vor Mitternacht war der absolute Tiefpunkt erreicht. Wieder begann es nach einer kurzen Pause zu regnen, die Strecke wurde zusehends schlechter und war nicht wirklich mehr mit einem Rad befahrbar. Matsch und Schlamm wohin man auch schaut. Alles war extrem rutschig und selbst an Stellen welche immer trocken und fest waren, machten sich plötzlich Schlammpfützen breit. Die Konzentration durfte keine Sekunde nachlassen, sonst ging es ehe man sich versah runter vom Bike.
Hier mal eine beispielhafte Runde um Mitternacht herum--- 9,2km bei 142Hm---nichts lief mehr flüssig---ich war viel langsamer als was ich mir vorgenommen hatte---die Beine hatten null Bumms---alles war zerfahren, keine richtige Spur zum Biken---kräftemäßig total am Ende---Kaugummiberg kurz runter vom Rad und schieben---na toll---Brille beschlägt---oben nicht mehr einklickern weil Klicker verschlammt---nichts mehr sehen wg. beschlagener Brille---gefühlt fahren alle scheinbar mühelos an einem vorbei und man selbst überholt gar keinen mehr---???---Sturz im Singletrail---keinen Bock mehr---absolute Scheiße---Teamkollege ignoriert meine vorsichtige Anfrage um eine vorzeitige Aufgabe total---Schnauze voll---ich kann nicht mehr---das Biken machte überhaupt keinen Spaß und es war nur noch ein Kampf gegen mich selbst. Die Zeit verging zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht...
Besonderer Dank gilt unseren Betreuern. Sie machten einen megaaa Job. Nach jedem Wechsel kümmerten sie sich ums Bike und sorgen mit viel Hingabe wieder dafür, das die Schaltung und Bremsen vom Schlamm befreit wurden und wir uns aufs Fahren konzentrieren konnten.
Fast noch wichtiger waren für mich in dem Moment die aufmunternden Worte. Ich hatte richtig schlechte Laune und die Leute um mich herum mussten einiges ertragen. Das war auch für mich eine neue Seite an mir. Ich wollte wirklich am liebsten den ganzen Krempel hinschmeißen und aufgeben. Wer mich kennt der weiß, dass so was für mich eigentlich nicht in Frage kommt. Da ist der Ehrgeiz dann doch zu groß. Aber wenn man in einem Zweier fährt, dann "versaut" man halt auch das Rennen vom Kumpel. Und meine fleißige Vorbereitung sollte ja schließlich auch nicht umsonst gewesen sein. Mein geliebtes Fitti hat mich die letzten 6 Monate gar nicht mehr gesehen und alles wurde aufs Saisonhighlight...das Heavy...ausgerichtet. Also hieß es weitermachen und gucken was am Ende rauskommt. Geht ja schließlich allen so mit den Bedingungen...
Also ein dickes Dankeschön das ihr uns so unterstützt habt.
Jemand zu haben der einem Mut zuspricht, aufbaut, was zu essen und trinken gibt, die Klamotten trocknet und und und...unbezahlbar!!!
Morgens als es dann endlich hell wurde und das Ziel die Mittagszeit immer näher kam, begann es auch für mich wieder schöner zu werden. Endlich konnte man wieder was sehen von der Strecke und es blieb trocken. Aber nicht nur das, jetzt haltet euch fest: die Sonne kam heraus...unglaublich...jetzt wird es ja doch noch irgendwie so was wie schön.
Platz 10 hatten wir ziemlich sicher und Mario ließ mich über den Betreuer fragen ob wir es nicht bissl ruhiger angehen lassen wollen. Sonst könnte es sein das wir kurz vor 12 nochmal auf eine Runde "müssen"...tja Mario...jetzt sage ich mal NÖ...mein weinerliches Gejammer hatte dich in der Nacht ja auch nicht tangiert...also hieß meine Antwort: "Wir fahren bis zum Schluss voll und alles was geht..." Das Rennfieber hatte mich wieder infiziert und es lief besser und ich konnte wieder lachen.
Wir konnten beide wieder schnellere Rundenzeiten fahren und ich ging auf Platz 8 liegend in die letzte Runde. Die Race Kings von Continental wechselten kurz vor uns und ich ging mit ca. einer halben Minute auf die Jagd. Ziel war nun ganz klar noch den Platz 7 zu ergattern. Ich hatte den Biker lange im Blick und konnte ewig nicht ranfahren...mmmhhh...wird schwierig. Bis ich ihn endlich kurz vorm letzten Singletrail eingeholt hatte. Jawoll...das kann was werden. Am Stauseezaun wurde überholt und nochmal alles rein gehauen was geht...mit 28sec. Vorsprung den 7. Platz erreicht...ein geiles Feeling in der letzten Runde...herrlich...
Im Ziel warteten unsere Frauen und Kinder und es gab eine kleine Sektdusche...geschafft und durchgehalten!!! Gemeinsam schafften wir 51 Runden und sind beide sehr happy mit Platz 7 von 53 Zweierteams.
Das Bike wurde mittlerweile einmal komplett zerlegt und wieder in Schuss gebracht. Wo Schlamm und Wasser so überall hinkommen können ist schon erstaunlich. Ein paar optische Schäden gibt es schon, aber alles in allem hält es sich in Grenzen. Noch beschissener und weniger schön war es allerdings am Sonntag Nachmittag, wenn man sich dann völlig entkräftet, und müde wie Bolle über die Badewanne hängt (weil so richtig hinstellen geht irgendwie auch nicht weil der Rücken doch ganz schön verspannt ist und weh tut) und versucht die verschlammten Klamotten grob zu säubern. Ist das eine scheiß Arbeit. Naja das schafft man dann auch noch und das Gejammere muss mal aufhören...
Danke auch an euch Mädels für das ertragen unserer Launen wenn das Training mal schlecht lief oder wir schlecht drauf waren weil gefühlt wieder zu wenig trainiert wurde...war bestimmt nicht immer leicht für euch. Aber es kommen ja auch wieder bessere Zeiten...versprochen.
Weiterhin ein fettes Danke an die Mucke im Wald und an den Biker mit dem Trekkingrad am Kaugummiberg der gefühlte 24h dort stand und jeden Fahrer anfeuerte und beklatschte...echt ein toller Typ.
Gute Besserung allen gestürzten und verletzten Fahrern...werdet schnell wieder gesund.“
Im Bild: Mario Göckeritz und Ronny Schubert belegten einen starken siebten Gesamtrang von 53 2er- Teams beim diesjährigen Heavy24 – Fotos: Team